Stablasten sind Kräfte, Momente, Temperatureinwirkungen oder Zwangsverformungen, die an Stäben wirken.
Die Voraussetzung für eine Stablast ist, dass bereits ein Stab definiert ist.
Die Nummer der Stablast wird im Dialog Neue Stablast automatisch vergeben, kann dort jedoch geändert werden. Die Reihenfolge der Nummerierung spielt keine Rolle.
Es ist festzulegen, auf welche Modellelemente die Stablast wirken soll. Folgende Möglichkeiten stehen zur Auswahl:
Die Last wirkt auf einen Stab oder jeweils einzeln auf mehrere Stäbe.
Die Last wirkt auf die Gesamtheit der Stäbe, die in einer Liste festzulegen sind. Bei trapezförmigen Stablasten werden so die Lastparameter nicht auf jeden Stab einzeln angesetzt, sondern als Gesamtlast auf alle Stäbe der Stabliste. Die Lastbilder einer trapezförmigen Stablast auf Einzelstäbe und auf eine Stabliste sind im Bild 6.17 gegenübergestellt.
Über eine Stabliste lassen sich Lasten stabübergreifend aufbringen, ohne einen Stabzug zu definieren. Außerdem kann der Lastbezug schnell auf Einzelstäbe geändert werden.
Die Last wirkt auf einen Stabsatz oder jeweils auf mehrere Stabsätze. Wie bei einer Stabliste werden die Lastparameter auf die Gesamtheit der im Stabsatz enthaltenen Stäbe angesetzt.
Stabsätze untergliedern sich in Stabzüge und Stabgruppen (siehe Kapitel 4.21). Während Stabsatzlasten uneingeschränkt auf Stabzüge aufgebracht werden können, ist für Stabgruppen Vorsicht geboten: Bei Trapezlasten ist der Bezug auf eine Stabgruppe meist problematisch.
Im Eingabefeld sind die Nummern der Stäbe bzw. Stabsätze anzugeben, an denen die Last wirkt. Die Auswahl kann im Dialog auch grafisch erfolgen.
Wenn die grafische Eingabe über die Schaltfläche gewählt wurde, sind zunächst die Lastdaten einzugeben. Nach [OK] können die relevanten Stäbe oder Stabsätze nacheinander im Arbeitsfenster angeklickt werden.
Bei trapezförmigen oder veränderlichen Lasten mit Lastbezug auf eine Stabliste lassen sich die Stabnummern über die Dialog-Schaltfläche [Reihenfolge umkehren] passend anordnen.
In diesem Abschnitt ist der Lasttyp festzulegen. Je nach Vorgabe werden bestimmte Bereiche des Dialogs bzw. Spalten der Tabelle deaktiviert. Es stehen folgende Lastarten zur Auswahl:
Kraft |
Einzel-, Strecken- oder Trapezlast |
Moment |
Einzel-, Strecken- oder Trapezmoment |
Temperatur |
Gleichmäßig über den Stabquerschnitt verteilte Temperaturlast oder Temperaturunterschied zwischen Staboberseite und -unterseite |
Längenänderung |
Zwangsdehnung oder -stauchung ε des Stabes |
Versetzung |
Zwangsdehnung oder -stauchung Δ l des Stabes |
Krümmung |
Zwangskrümmung des Stabes |
Anfangsvorspannung |
Vorspannkraft, die vor der Berechnung am Stab wirkt |
Endvorspannung |
Normalkraft, die nach der Berechnung am Stab vorliegen soll (nicht für Starr- und Seilstäbe möglich)
|
Verschiebung |
Eingeprägte Verschiebung um den Betrag Δ zur Ermittlung von Einflusslinien |
Zwangsverdrehung |
Eingeprägte Verdrehung um den Winkel φ für Einflusslinien |
Rohrinhalt - voll |
Streckenlast infolge vollständiger Füllung eines Rohres |
Rohrinhalt - teilweise |
Streckenlast infolge teilweiser Füllung eines Rohres |
Rohrinnendruck |
Gleichmäßiger Innendruck eines Rohres |
Drehbewegung |
Zentrifugalkraft aus Masse und Winkelgeschwindigkeit ω auf den Stab |
Die Grafik rechts oben im Dialog veranschaulicht die gewählte Lastart und die Wirkung der Vorzeichen von Kräften und Dehnungen.
Der Abschnitt Lastverlauf bietet diverse Möglichkeiten, die Wirkung der Last abzubilden. Zur Veranschaulichung ist die Grafik rechts oben im Dialog hilfreich.
Lastverlauf | Diagramm | Beschreibung |
---|---|---|
Punktuell P |
Einzellast, Einzelmoment |
|
Punktuell n x P |
Mehrfach-Einzellasten bzw. -momente |
|
Konstant |
Gleichstreckenlast, Gleichstreckenmoment |
|
Trapezförmig |
Trapezlast, Trapezmoment |
|
Viereckförmig |
Dreieck-Trapezlast, Dreieck-Trapezmoment |
|
Parabolisch |
Parabellast, Parabelmoment |
|
Veränderlich |
Polygonförmige Streckenlast |
Um eine veränderliche Last abzubilden, können die Stellen x am Stab mit den zugeordneten Lastordinaten p frei definiert werden. Es ist nur die aufsteigende Anordnung der x-Stellen zu beachten. Die interaktive Grafik ermöglicht eine direkte Kontrolle der Eingabe.
Die Schaltflächen in diesem Dialog sind mit folgenden Funktionen belegt:
Schaltfläche | Funktion |
---|---|
Exportieren der Tabelle nach MS Excel |
|
Importieren einer Tabelle von MS Excel |
|
Einfügen einer Leerzeile oberhalb des Cursors |
|
Löschen der aktuellen Zeile |
|
Löschen aller Eingaben |
Die Last kann in Richtung der globalen Achsen X, Y, Z oder der lokalen Stabachsen x, y, z bzw. u, v (siehe Kapitel 4.13) wirksam sein. Für die Berechnung nach Theorie I. Ordnung spielt es keine Rolle, ob eine Last lokal oder gleichwertig global definiert wird. Bei geometrisch nichtlinearen Berechnungen jedoch sind Unterschiede zwischen lokal und global definierten Lasten möglich: Wird die Last mit globaler Wirkungsrichtung definiert, so behält sie diese Richtung bei, wenn sich die finiten Elemente verdrehen. Bei lokaler Wirkungsrichtung jedoch verdreht sich die Last auf dem Stab entsprechend der Verdrehung der Elemente.
Falls der Modelltyp bei den Basisangaben auf ein ebenes System reduziert wurde, sind nicht alle Lastrichtungen zugänglich.
Die Orientierung der Stabachsen ist im Kapitel 4.17, Abschnitt Stabdrehung beschrieben. Die lokale Achse x repräsentiert die Längsachse des Stabes. Bei symmetrischen Profilen stellt die Achse y die so genannte ‚starke‘ Achse des Stabquerschnitts, die Achse z entsprechend die ‚schwache‘ Achse dar. Bei unsymmetrischen Querschnitten können die Lasten sowohl auf die Hauptachsen u und v als auch auf die Standard-Eingabeachsen y und z bezogen werden.
Beispiele für lokal definierte Lasten sind Windlasten auf Dachkonstruktionen, Temperaturlasten oder Vorspannungen.
Wirkt die Last in Richtung einer Achse des globalen XYZ-Koordinatensystems, braucht die Lage der lokalen Stabachsen für die Eingabe nicht beachtet werden.
Beispiele für global definierte Lasten sind Aufbau- oder Schneelasten auf Dachkonstruktionen und Windlasten auf Wand- oder Giebelstützen.
Die Wirkung der Last kann auf unterschiedliche Eintragslängen bezogen werden:
- Bezogen auf wahre Stablänge
- Der Lasteintrag wird auf die gesamte, wahre Stablänge bezogen.
- Bezogen auf projizierte Stablänge in X / Y / Z
- Die Eintragslänge der Last wird auf die Projektion des Stabes in eine der Richtungen des globalen Koordinatensystems umgerechnet. Ein Anwendungsfall ist beispielsweise die Schneelast auf die projizierte Grundrissfläche eines Dachs.
Hinweis
RFEM setzt die Stablasten stets im Schubmittelpunkt an. Eine planmäßige Torsion aufgrund der Profilgeometrie (Schwerpunkt ungleich Schubmittelpunkt) wird nicht erfasst. Bei unsymmetrischen Querschnitten ist daher zusätzlich ein Torsionsmoment aus Last mal Abstand zum Schubmittelpunkt aufzubringen, falls der Lasteintrag z. B. im Schwerpunkt erfolgt.
In diesem Abschnitt bzw. diesen Spalten werden die Lastgrößen und eventuell zusätzliche Parameter verwaltet. Die Eingabefelder sind in Abhängigkeit von den zuvor aktivierten Auswahlfeldern zugänglich und entsprechend beschriftet.
In diese Felder sind die Lastgrößen einzutragen. Die Vorzeichen sind mit den globalen bzw. lokalen Achsenorientierungen abzugleichen. Bei Vorspannungen, Temperatur- und Längenänderungen bedeutet ein positiver Wert, dass der Stab gedehnt wird und eine Längung erfährt.
Bei einer trapezförmigen Last müssen zwei Lastwerte angegeben werden. Die Grafik im Dialog rechts oben veranschaulicht die Lastparameter.
Bei punktuellen Lasten und Trapezlasten sind in diesen Eingabefeldern die Abstände vom Stabanfang anzugeben. Die Abstände können auch relativ zur Stablänge festgelegt werden, indem das Kontrollfeld Relativer Abstand in % aktiviert wird (siehe unten).
Die Grafik rechts oben im Dialog und die Schaltfläche in der unteren Grafik sind hilfreich bei der Eingabe der Parameter.
Hinweis
Falls die Lastrichtung auf die Stablänge XP, YP oder ZP projiziert ist, sind die Abstände A und B ebenfalls auf die projizierte Stablänge bezogen anzugeben.
Ist dieses Kontrollfeld aktiviert, können die Abstände von Einzel- oder Trapezlasten relativ zur Stablänge definiert werden. Anderenfalls stellen die Angaben in den oben beschriebenen Abstand-Eingabefeldern absolute Strecken dar.
Das Kontrollfeld kann nur bei trapezförmigen Lasten aktiviert werden. Es bewirkt, dass die linear veränderliche Last von Stabanfang bis Stabende angeordnet wird. Die Eingabefelder Stablast-Parameter A / B sind bedeutungslos und deshalb unzugänglich.
In einem Beispiel sind Stablasten für ein ebenes Fachwerk definiert. Es zeigt, dass die Stäbe nicht durch Zwischenknoten geteilt werden müssen, um Einzellasten anzusetzen.