Grenzzustand der Tragfähigkeit
Nichtlineare Betrachtungen im Grenzzustand der Tragfähigkeit dienen dazu, den Versagenszustand (Mechanismus) in realistischer Weise zu erfassen. Damit lässt sich die große Schwierigkeit dieses Nachweises erahnen: Realistische Abschätzungen sind nur mit realistischen Eingangs- und Rechenparametern möglich.
Bei den Materialeigenschaften handelt es sich nicht um deterministische Kenngrößen. Anders als bei der diskreten Querschnittsbemessung, wo immer das Konzept der „lokalen Fehlstellen“ Anwendung findet, sind zur Ermittlung von Verformungen und Schnittgrößen mittlere Materialkennwerte zu benutzen.
Ein weiterer Aspekt, das Bauteilverhalten realistisch zu erfassen, ist die Berücksichtigung des Mitwirkens des Betons auf Zug zwischen den Rissen (Tension Stiffening, siehe Kapitel 2.4.3). Speziell für Druckglieder wird auch der Einfluss von Kriechen und Schwinden bedeutsam.
Nach EN 1992-1-1, Abschnitt 5.7 sind nichtlineare Verfahren zu verwenden, die zu einer realistischen Steifigkeit führen und Unsicherheiten beim Versagen berücksichtigen. Bemessungsverfahren, die in den maßgebenden Anwendungsbereichen gültig sind, dürfen verwendet werden. Ein geeignetes nichtlineares Verfahren der Schnittgrößenermittlung einschließlich Querschnittsbemessung ist das Verfahren mit den Durchschnittswerten der Materialeigenschaften und dem Ansatz eines globalen Teilsicherheitsfaktors γr, das im deutschen nationalen Anhang zu EN 1992-1-1, Abschnitt 5.7 sowie in DIN 1045-1, Abschnitt 8.5 beschrieben ist. Dieses Verfahren wird im Folgenden als Verfahren nach EN 1992-1-1, Abschnitt 5.7 vorgestellt.
Nach EN 1992-1-1, Abschnitt 5.7 (5) kann für Bauteile, bei denen die Auswirkungen nach Theorie II. Ordnung nicht vernachlässigt werden dürfen, das Verfahren nach EN 1992-1-1, Abschnitt 5.8.6 angewandt werden.
In RF-BETON Stäbe stehen beide nichtlinearen Berechnungsverfahren zur Auswahl (vgl. Bild 4.4).