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21. Januar 2025

Berücksichtigung von Schwinden

Berücksichtigung von Schwinden

Als Schwinden wird eine zeitabhängige Änderung des Volumens ohne Einwirkung von äußeren Lasten oder Temperatur bezeichnet. Auf die weitere Verzweigung des Schwindproblems in einzelne Erscheinungsformen (Trocknungsschwinden, autogenes Schwinden, plastisches Schwinden und Karbonatisierungsschwinden) wird hier nicht näher eingegangen.
Wesentliche Einflussgrößen des Schwindens sind relative Luftfeuchte, wirksame Bauteildicke, Gesteinskörnung, Betonfestigkeit, Wasserzementwert, Temperatur sowie Art und Dauer der Nachbehandlung. Die Größe, durch die das Schwinden erfasst wird, ist die Gesamtschwinddehnung εcs zum betrachteten Zeitpunkt t.

Gemäß EN 1992-1-1, Abschnitt 3.1.4, ([2] Gl. (3.8)) setzt sich die Gesamtschwinddehnung εcs zusammen aus den Komponenten Trocknungsschwinden εcd und autogenes Schwinden εca, wie in der nachfolgenden Gleichung zusammengefasst.

Trocknungsschwinden

Der Anteil aus Trocknungsschwinden εcd ermittelt sich, gemäß [2] Gl. (3.9) wie folgt.

mit

Beiwerte αds1 und αds2 in Abhängigkeit von der Zementart
Zement
  1. Klasse
  1. Merkmal
  1. αds1
  1. αds2
32,5 N
  1. S
  1. Langsam erhärtend
  1. 3
  1. 0,13
32,5 R; 42,5 R
  1. N
  1. Normal erhärtend
  1. 4
  1. 0,12
42,5 R; 52,5 N/R
  1. R
  1. Schnell erhärtend
  1. 6
  1. 0,11

Autogene Schwinddehnung

Die autogene Schwinddehnung εca ermittelt sich gemäß [2] Gl. (3.11) wie folgt.

mit

Erfassung des Schwindens in der Betonbemessung (mit Berücksichtigung der Bewehrung)

Die Angaben zur Schwinddehnung erfolgen im Materialdialog im Abschnitt Zeitabhängige Kennwerte des Betons. Dort sind das Betonalter zum betrachteten Zeitpunkt und bei Schwindbeginn, die relative Luftfeuchte sowie der Zementtyp anzugeben. Aus diesen Vorgaben ermittelt das Programm dann die Schwinddehnung εcs.

Die Schwinddehnung εcs(t,ts) lässt sich auch normenunabhängig manuell vorgeben.
Die Schwinddehnung wird nur auf die Betonlayer angesetzt; die Bewehrungslayer bleiben unberücksichtigt. Somit besteht ein Unterschied zur klassischen Temperaturbelastung, die auch auf die Bewehrungslayer wirkt. Das im Programm verwendete Modell für Schwinden berücksichtigt somit die Behinderung der Schwinddehnung εsh, die durch die Bewehrung oder die Querschnittsverkrümmung bei unsymmetrischer Bewehrung ausgeübt wird. Die resultierenden Lasten aus der Schwinddehnung werden automatisch als virtuelle Lasten auf die Flächen aufgebracht und berechnet. Je nach statischem System führt die Schwinddehnung zu zusätzlichen Spannungen (statisch unbestimmtes System) oder zusätzlichen Verformungen (statisch bestimmtes System). Das Programm berücksichtigt den Einfluss der statischen Randbedingungen deshalb in unterschiedlicher Weise für den Ansatz des Schwindens.

Das Schwinden hängt von der korrekten Verteilung der Steifigkeit im Querschnitt ab. Daher ist für den Zugbereich des Betons die Berücksichtigung der Zugversteifung (Tension Stiffening) und ein kleiner Wert für Dämpfung zu empfehlen.
Das im nachfolgenden Bild dargestellte 1D-Modell veranschaulicht, wie das Schwinden im Programm erfasst wird.

Vereinfacht werden vier Schichten betrachtet:

  • Die dunkelorangen Schichten repräsentieren den wenig beschädigten Beton,
  • die hellorangen Schichten den stärker beschädigten Beton.
  • Die blaue Schicht entspricht der Bewehrung.
  • Jede Betonschicht wird mit dem tatsächlichen E-Modul Ec,i gekennzeichnet, jede Querschnittsfläche mit Ac,i.
  • Die Bewehrung ist durch den tatsächlichen E-Modul Es und die Querschnittsfläche As charakterisiert.
  • Jede Schicht ist anhand der Koordinate zi beschrieben.


Referenzen
  1. Quast, Ulrich. Zur Mitwirkung des Betons in der Zugzone. Beton und Stahlbetonbau, Heft 10, 1981.
  2. EN 1992-1-1: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken – Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau. Beuth Verlag GmbH, Berlin, 2004