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24. Februar 2021

Weniger generierte Lastkombinationen durch Festlegung der leitenden veränderlichen Einwirkungen

Wer nach den aktuellen Normen eine statische Berechnung für ein Tragwerk erstellen will, muss sich neben Einwirkungen und Bauteilwiderständen auch mit der Kombination der Einwirkungen befassen. Die bekanntesten Einwirkungen in der Baustatik sind zum Beispiel der ständig wirkende Lastfall Eigengewicht, der plötzlich wirkende Lastfall Wind und Schnee.

Die Kombination von Einwirkungen sollte das Ziel haben, dass für jede Stelle des Tragwerks jeweils die ungünstigste Lastkombination für die Bemessung gefunden wird. Um alle Anforderungen aus Sicherheit und Realität zu erfüllen, werden in den meisten Überlagerungsvorschriften nicht nur alle Einwirkungen (ständige Last, Wind, Schnee usw.) mit hundertprozentiger Beteiligung miteinander überlagert, sondern jeweils nur eine führende Haupteinwirkung mit einer oder mehreren entsprechenden Begleiteinwirkungen überlagert. Dabei steigert jeder zusätzliche Lastfall mit einer nicht ständigen Einwirkungskategorie die Anzahl der zu untersuchenden Lastkombinationen.

Da mit der Anzahl der Lastkombinationen auch der Berechnungsaufwand steigt, ist man stets bemüht, die Menge an Lastkombinationen niedrig zu halten. Hier kann man zum Beispiel durch Nutzung logischer Zusammenhänge die Anzahl der zu kombinierenden Einwirkungskombinationen reduzieren, um damit final die Anzahl der zu untersuchenden Lastkombinationen zu mindern.

Bei einem symmetrischen Zweigelenkrahmen gibt es beispielsweise folgende Prinziplastfälle:

LastfallBezeichnungEinwirkungskategorie
1EigengewichtGStändig
2Wind nach rechtsQWWind
3Wind abhebend
4SchneeQSSchnee

Aufgrund des Zusammenhangs, dass die Einwirkungskategorie mit dem LF1 immer wirkt und die beiden wechselnden Einwirkungskategorien Wind mit LF2 und LF3 sowie Schnee mit LF4 jeweils als führende Leiteinwirkung und begleitende Nebeneinwirkung berücksichtigt werden müssen, ergeben sich folgende fünf mathematisch möglichen Einwirkungskombinationen:

EW1 = G
EW2 = G + QW
EW3 = G + QW (Leiteinwirkung) + QS (Begleiteinwirkung)
EW4 = G + QS
EW5 = G + QW (Leiteinwirkung) + QS (Haupteinwirkung)

Die Aufspaltung dieser Einwirkungskombinationen ergibt folgende elf Lastkombinationen:

EW1 → LK1 (LF1)
EW2 → LK2 (LF1, LF2)
EW2 → LK3 (LF1, LF2, LF3)
EW2 → LK4 (LF1, LF3)
EW3 → LK5 (LF1, LF2, LF4)
EW3 → LK6 (LF1, LF2, LF3, LF4)
EW3 → LK7 (LF1, LF3, LF4)
EW4 → LK8 (LF1, LF4)
EW5 → LK9 (LF1, LF2, LF4)
EW5 → LK10 (LF1, LF2, LF3, LF4)
EW5 → LK11 (LF1, LF3, LF4)

Da jede Einwirkung unabhängig von der Lastgröße als Führungseinwirkung betrachtet wird, ist hier ein Potenzial zur Reduzierung der beteiligten Lastfälle für Kombinationen versteckt.

Erkennt man bereits bei der Schneeeingabe, dass zum Beispiel die beschneite Fläche sehr klein ist und diese Last keinen maßgebenden Charakter besitzt, könnte man durch Deaktivierung der Führungseigenschaft der Schneeeinwirkung vier der elf Lastkombinationen wegrationalisieren.

EW1 → LK1 (LF1)
EW2 → LK2 (LF1, LF2)
EW2 → LK3 (LF1, LF2, LF3)
EW2 → LK4 (LF1, LF3)
EW3 → LK5 (LF1, LF2, LF4)
EW3 → LK6 (LF1, LF2, LF3, LF4)
EW3 → LK7 (LF1, LF3, LF4)
EW4 → LK8 (LF1, LF4)
EW5 → LK9 (LF1, LF2, LF4)
EW5 → LK10 (LF1, LF2, LF3, LF4)
EW5 → LK11 (LF1, LF3, LF4)

In RFEM 5 und RSTAB 8 kann man diese Art von Reduzierung im Menü "Lastfälle und Kombinationen bearbeiten" unter dem Register "Kombinationsregeln" mit der Option "Leitende veränderliche Einwirkung wählen" umsetzen.

Hierzu deaktiviert man im Unterregister "Reduzieren - Leitende veränderliche Einwirkungen" jeweils die bedeutungslosen Einwirkungen.

Das Programm berücksichtigt dann diese Information für die automatische Ermittlung der nötigen Kombinationen.


Autor

Herr Niemeier ist für die Entwicklung von RSTAB, RFEM, RWIND Simulation und den Bereich Membranbau zuständig. Zudem beschäftigt er sich mit Qualitätssicherung und Kundensupport.

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