Der Brandschutznachweis wird anhand eines Beispiels aus [3] gezeigt.
Beispiel
Das Beispiel umfasst einen Nebenträger einer Zwischendecke. Der Obergurt kann zur Verhinderung von Biegedrillknicken als seitlich gehalten betrachtet werden. Die erforderliche Feuerwiderstandsklasse beträgt R30. Das statische System ist in Bild 01 dargestellt.
- Querschnitt
- HEM 280, S235, Wpl,y = 2.966 cm³
- Belastung
- gk = 16,25 kN/m (ständige Last)
- qk = 45,0 kN/m (Nutzlast Kategorie G)
Nachweis unter Normaltemperatur
Maßgebende Einwirkung ist das Moment in Feldmitte.
Querschnittsklassifizierung
Die Querschnittsklassifizierung wird gemäß [4], Tabelle 5.2 vorgenommen.
- Flansch
- Steg
Der Querschnitt kann der Klasse 1 zugeordnet werden.
Bemessungswert der Momentenbeanspruchbarkeit
nach [4] (6.13):
Nachweis
Nachweis nach [4] (6.12):
Ermittlung der Stahltemperatur
Temperaturanstieg im ungeschützten Stahlbauteil
nach [1] (4.25):
ksh |
Korrekturfaktor zur Berücksichtigung des Abschattungseffekts |
Am/V |
Profilfaktor (gibt das Verhältnis der ungeschützten Oberfläche zum Volumen wieder) |
ca |
Spezifische Wärmekapazität |
ρa |
Dichte des Stahls |
Δt |
Intervall für den Zeitschritt |
hnet,d |
Netto-Wärmestrom |
Profilfaktor des ungeschützten Stahlbauteils
Der Profilfaktor gibt das Verhältnis der ungeschützten Oberfläche zum Volumen wieder. Der Profilfaktor ist hier gleich dem Umfang des Stahlprofils abzüglich der Breite des oberen Flansches, der durch die Decke abgeschattet ist, im Verhältnis zur Querschnittsfläche.
Profilfaktor für den das Profil umschließenden Kasten
Korrekturfaktor zur Berücksichtigung des Abschattungseffekts für I-Profil
nach [1] (4.26a):
Einheits-Temperaturzeitkurve
nach [2] (3.4):
Spezifische Wärmekapazität
- Für 20 °C ≤ θa < 600 °C nach [1] (3.2a):
- Für 600 °C ≤ θa < 735 °C nach [1] (3.2b):
- Für 735 °C ≤ θa < 900 °C nach [1] (3.2c):
- Für 900 °C ≤ θa ≤ 1.200 °C nach [1] (3.2d):
Die Schrittweite Δt für das Zeitschrittverfahren wird zu 5 s gewählt. Die Rohdichte von Stahl beträgt gemäß [1], Abschnitt 3.2.2(1) ρa = 7.850 kg/m³.
Netto-Wärmestrom
- [2] (3.1)
- [2] (3.2)
αc |
Konvektiver Wärmeübergangskoeffizienten für die Einheits- Temperaturzeitkurve αc = 25 W/m²K nach [2], 3.2.1(2) |
- [2] (3.3)
εm |
Emissivität der Bauteiloberfläche εm = 0,7 nach [1], 4.2.5.1(3) |
εf |
Emissivität der Flamme εf = 1,0 nach [1], 4.2.5.1(3) |
σ |
Stephan-Boltzmann-Konstante σ = 5,67 ⋅ 10-8 W/m2K4 nach [2], 3.1(6) |
Φ |
Konfigurationsfaktor Φ = 1,0 nach [2], 3.1(7) |
Für die Stahltemperatur θa und Brandgastemperatur θg wird als Anfangstemperatur von Raumtemperatur 20 °C ausgegangen. Die Erwärmung des Stahls Δθa kann schrittweise für jeden Zeitabschnitt Δt berechnet werden. Die Stahltemperatur für den nächsten Zeitschritt ergibt sich aus der Summe der Stahltemperatur des vorhergehenden Schritts und der Erwärmung Δθa. In Bild 02 ist ausschnittsweise die Entwicklung der Stahltemperatur wiedergegeben.
Die maßgebende Stahltemperatur zum Zeitpunkt t = 30 min beträgt somit θa = 591 °C.
Nachweis im Brandfall
Maßgebende Einwirkung
Für die Brandbemessung ist die außergewöhnliche Bemessungssituation heranzuziehen. Maßgebende Einwirkung ist das Moment in Feldmitte.
Querschnittsklassifizierung
Die Querschnittsklassifizierung darf wie unter Normaltemperatur, jedoch mit einem nach [1], Gleichung (4.2) abgeminderten Wert für ε durchgeführt werden.
- Flansch:
- Steg:
Der Querschnitt kann der Klasse 1 zugeordnet werden.
Bemessungswert der Momententragfähigkeit
Bei der Ermittlung des Bemessungswertes der Momententragfähigkeit muss die Streckgrenze aufgrund der erhöhten Temperatur abgemindert werden. Bei einer Stahltemperatur θa = 591 °C ergibt sich der Abminderungsfaktor für die Streckgrenze interpoliert aus [1], Tabelle 3.1 zu:
Für den ungeschützten Träger mit einer Stahlbetonplatte auf der einen Seite und Brandbeanspruchung auf den drei anderen Seiten ergibt sich der Anpassungsfaktor κ1 gemäß [1], 4.2.3.3(7) zu:
κ1 = 0,7
Die Temperatur ist über die Länge gleichmäßig verteilt. Es ergibt sich der Anpassungsfaktor κ2 gemäß [1], 4.2.3.3(8) zu:
κ2 = 1,0
Der Bemessungswert der Momententragfähigkeit mit gleichmäßiger Temperaturverteilung ergibt sich gemäß [1], 4.2.3.3 (4.8) zu:
Der Bemessungswert der Momententragfähigkeit mit ungleichmäßiger Temperaturverteilung ergibt sich gemäß [1], 4.2.3.3 (4.10) zu:
Nachweis
Nachweis nach [1] (4.1):
RF-/STAHL EC3
Das Beispiel wird in RF-/ STAHL EC3 berechnet. Die zugehörigen Modelldateien für RFEM und RSTAB finden sich unter Downloads am Ende des Beitrages.
Basisangaben
Bemessen wird der Stab 1. Für die Bemessung unter Normaltemperatur werden im Register "Tragfähigkeit" die Lastkombinationen für die ständige/vorübergehende Bemessungssituation nach Gleichung 6.10 und für die Brandbemessung werden im Register "Brandschutz" die Lastkombinationen für die außergewöhnliche Bemessungssituation nach Gleichung 6.11c ausgewählt (Bild 03).
Effektive Längen - Stäbe
Biegedrillknicken wird verhindert, so dass in Maske "1.5 Effektive Längen - Stäbe" das entsprechende Kontrollkästchen deaktiviert wird (Bild 04).
Details
Die erforderliche Dauer des Brandschutzes, die Temperaturkurve und die Beiwerte für die Ermittlung des Netto-Wärmestroms werden im Register "Brandschutz" des Dialogs "Details" eingestellt (Bild 05).
Brandschutz - Stäbe
Die Brandschutzparameter wie die Brandexposition und die Brandschutzmaßnahmen sind dann in Maske "1.10 Brandschutz - Stäbe" zu definieren (Bild 06). Der ungeschützte Träger wird dreiseitig dem Brand ausgesetzt.
Ergebnisse
Die Ergebnisse werden nach der Berechnung angezeigt (Bild 07). Es werden auch die für die Brandbemessung relevanten Zwischenwerte wie Stahltemperatur usw. in der Tabelle "Zwischenwerte" ausgegeben.