Pfähle sind grundlegende Bauteile in der Geotechnik, um Lasten von Aufbauten in tiefere, tragfähigere Schichten des Bodens oder Gesteins abzutragen, wenn die Oberflächenböden nicht ausreichend sind. Im Gegensatz zu Flachgründungen, deren Tragfähigkeit auf oberflächlichen Böden basiert, wird über Pfähle in tiefere Schichten verlagert und somit eine größere Stabilität bei schwächeren oder zusammendrückbaren Baugrundverhältnissen erreicht. Diese Tiefgründungssysteme sind unerlässlich für eine Vielzahl von Projekten im Ingenieurbau, einschließlich Hochhäusern, Brücken und Offshore-Plattformen.
RFEM 6, die moderne Statiksoftware von Dlubal Software, bietet Ingenieuren eine effiziente und genaue Möglichkeit, Pfähle in einem statischen Modell abzubilden. Es enthält einen spezifischen Stabtyp "Pfahl" (Bild 1), mit dem diese grundlegenden Elemente effektiv abgebildet werden können. Dieser Stabtyp soll sowohl die mechanischen Eigenschaften des Pfahls selbst simulieren als auch sicherstellen, dass dessen Interaktion mit dem umgebenden Baugrund in der Gesamtbemessung berücksichtigt wird.
Durch die Auswahl des Stabtyps "Pfahl", wie in Bild 1 dargestellt, können die spezifischen Eigenschaften des Pfahls, beginnend mit seiner Querschnittsform und den Abmessungen, festgelegt werden (Bild 2). RFEM 6 bietet die Möglichkeit, die Geometrie des Pfahls festzulegen', sei es kreisförmig, quadratisch oder in einer anderen auf den Entwurf zugeschnittenen Form. Es sind detaillierte Parameter wie Durchmesser bzw. Breite, Materialkennwerte (z. B. Beton, Stahl) und Länge anzugeben. Darüber hinaus lassen sich auch Materialien und Querschnitte im Navigator vordefinieren, sodass diese in diesem Schritt bequem aus einem Dropdown-Menü ausgewählt werden können.
Im Gegensatz zum in Bild 2 gezeigtem Register "Querschnitt", das allgemein für alle Stabtypen verfügbar ist, befasst sich das darauffolgende Register "Pfahl" ausschließlich mit Pfählen. Dies liegt daran, dass er die Definition des Pfahlwiderstands' ermöglicht (Bild 3), der für das Verständnis des Mechanismus erforderlich ist, mit dem der Pfahl Lasten an den umgebenden Boden überträgt.
Der Widerstand, den der Baugrund dem Pfahl bietet, wird in zwei Komponenten aufgeteilt: Mantelwiderstand (auch Mantelwiderstand genannt) und Grundwiderstand. Beide bestimmen maßgeblich die Tragfähigkeit eines Pfahls. Dies spiegelt sich auch in den Eingaben in der Maske in Bild 4 wider.
Der primäre Mechanismus, mit dem ein Pfahl Lasten an den umliegenden Boden überträgt, ist die Mantelreibung. Die Mantelreibung entsteht durch Reibungskräfte zwischen der Pfahloberfläche und dem angrenzenden Baugrund. Dieser Widerstand ist über die Länge des Pfahls verteilt und variiert in Abhängigkeit von den Eigenschaften des Baugrundes sowie des Pfahlmaterials. Um mit der Definition des Pfahlwiderstandstyps zu beginnen, muss daher zunächst die Verteilung der Schubtragfähigkeit entlang des Pfahls definiert werden; kann zwischen trapezförmig und veränderlich gewählt werden (Bild 4).
Als nächstes können die Werte der Schubfestigkeit und Schubsteifigkeit vorgegeben werden. Die Schubfestigkeit bezieht sich auf die maximale Schubspannung, der der Boden vor dem Bruch standhalten kann, während die Schubsteifigkeit den Widerstand des Bodens gegen eine Schubverformung darstellt, wenn sich der Pfahl relativ zu ihm bewegt. Ebenso sind die Parameter des Grundwiderstands einschließlich axialer Festigkeit und axialer Steifigkeit zu definieren. Diese können zunächst mit den im Folgenden angegebenen Formeln bestimmt werden. Diese können später auf Grundlage einer Last-Verschiebungs-Kurve aus Feldversuchen oder Normen angepasst werden, um das gewünschte Pfahlverhalten zu erreichen.
Abschließende Worte
RFEM 6 bietet eine leistungsfähige und effiziente Plattform für die geotechnische Analyse und Bemessung von Pfahlgründungen. Mit ihren umfangreichen Werkzeugen ermöglicht die Software eine genaue Modellierung des Pfahlverhaltens, die Simulation von Boden-Pfahl-Interaktionen und die Durchführung der wesentlichen Nachweise, die in einem der nächsten Knowledge Base-Beiträge näher erläutert werden. Durch die Integration erweiterter geotechnischer Analysen in eine einheitliche Umgebung zur Strukturmodellierung versetzt RFEM 6 Ingenieure in die Lage, sicherere und effizientere Pfahlgründungen zu bemessen, um die Strukturstabilität zu gewährleisten und ein optimales Leistungsverhalten bei herausfordernden Baugrundverhältnissen zu gewährleisten.