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12. Februar 2025

Bemessungsantwortspektren: Grundlagen der Erdbebeningenieurwesen

Dieser Beitrag* untersucht die Rolle des Bemessungsantwortspektrums bei verschiedenen Erdbebenanalyseverfahren und zeigt dessen Bedeutung von vereinfachten statischen Ansätzen bis hin zu fortgeschrittenen dynamischen Simulationen.

Der Beitrag ist von einer Beobachtung von Herrn Punkawa zu diesem Thema inspiriert:

Im Erdbebeningenieurwesen ist es von entscheidender Bedeutung, die Auswirkungen von Erdbebenkräften auf Bauwerke zu verstehen und abzumindern. Das Bemessungsantwortspektrum (DXR) – eine grafische Darstellung der Reaktion verschiedener Bauwerke auf seismische Bodenbewegungen – dient als Grundlage, um die Auswirkungen seismischer Kräfte auf Bauwerke zu verstehen und zu quantifizieren. Der DRS ist nach wie vor unverzichtbar bei der Bewertung der Erdbebenanforderungen, von den einfachsten bis zu den komplexen Analysemethoden. Durch die universelle Anwendbarkeit des DRS wird sichergestellt, dass Ingenieure beurteilen können, wie Bauwerke auf Erdbebenereignisse reagieren, sodass Bemessungen ermöglicht werden, die Sicherheits-, Belastbarkeits- und Einhaltungsstandards erfüllen.

Was ist das Bemessungsantwortspektrum?

Das Bemessungsantwortspektrum stellt den Spitzenwert der Bauwerksantwort – Beschleunigung, Geschwindigkeit oder Verschiebung – infolge von Bodenbewegungen dar, aufgetragen als Funktion der Eigenschwingungsperiode des Bauwerks. Sie erfasst die Erdbebenanforderung und wird von Schlüsselfaktoren beeinflusst wie:

  • Strukturdämpfung: Die Geschwindigkeit, mit der die Energie während der Bewegung dissipiert wird.
  • Bodenbewegungseigenschaften: Erdbebenintensität, Frequenzgehalt und Dauer.
  • Bodenart: Standortspezifische Effekte, die die Bewegung verstärken.

Da der DRS an diese Faktoren angepasst werden kann, ist er für viele verschiedene Arten von Gebäuden an verschiedenen Standorten mit unterschiedlichen Erdbebengefährdungen anwendbar. Auf diese Weise hilft es Ingenieuren, komplexe Erdbebendaten in klare, praxisrelevante Richtlinien für die Bemessung von Bauwerken umzuwandeln, die diesen Kräften sicher standhalten.

Warum ist das Bemessungsantwortspektrum wesentlich?

1. Standardisierte Eingabe für Erdbebenbemessung
Das DRS bietet eine konsistente Darstellung der Erdbebenkräfte und stellt so eine Einheitlichkeit in der statischen Berechnung und die Einhaltung der Bauordnungen projektübergreifend sicher.

2. Anwendbarkeit verschiedener Erdbebenanalysemethoden
Ob linear oder nichtlinear, statisch oder dynamisch, der DRS dient als Grundlage für die Quantifizierung der Erdbebenbeanspruchung. Auf diese Vielseitigkeit wird in den folgenden Abschnitten näher eingegangen.

3. Code-Einhaltung
Erdbebenbemessungsnormen wie Eurocode 8, ASCE 7 und IS 1893 schreiben die Verwendung von Bemessungsspektren vor, um sicherzustellen, dass die Tragwerke so bemessen werden, dass sie Erdbebenkräften standhalten.

Die Rolle des Bemessungsantwortspektrums bei der Erdbebenanalyse

1. Ersatzlastmethode (ELF).

Wie in früheren Knowledge Base-Beiträgen vorgestellt (am Ende aufgeführt), betrachtet die ELF-Methode nur die Grundeigenform und verteilt entsprechend die Horizontalschubkraft über die Struktur. Die DRS dient dazu, die spektrale Beschleunigung bei der Grundperiode des Gebäudes zu bestimmen , aus der dann die Gesamtquerkraft berechnet wird.

2. Multimodales Antwortspektrenverfahren

Diese Methode erweitert den ELF-Ansatz um die Berücksichtigung mehrerer Schwingungsformen, wodurch sie für komplexe Strukturen genauer wird. Der DRS ermittelt die spektrale Beschleunigung für die Periode jeder signifikanten Eigenform und stellt so eine umfassende Bewertung der Erdbebenantwort sicher.

3. Nichtlinear-statische (Pushover-)Analyse

Die Pushover-Analyse wird in der leistungsbasierten Erdbebenbemessung eingesetzt und bewertet die Tragfähigkeit unter erhöhten Erdbebenlasten. Das Ergebnis ist eine Kapazitätskurve, welche die Kraft-Weg-Beziehung darstellt. Durch Überlagerung einer aus der DRS abgeleiteten Anforderungskurve kann der Leistungspunkt bestimmt werden, der die zu erwartende Verschiebung während eines Erdbebens darstellt. Dieser Vergleich schließt die Lücke zwischen seismischer Anforderung und statischer Tragfähigkeit.

4. Zeitverlaufsverfahren

Die Zeitverlaufsanalyse, die anspruchsvollste Erdbebenanalysemethode, simuliert die Antwort eines Bauwerks auf tatsächliche Aufzeichnungen der Bodenbewegung. Um sicherzustellen, dass die angewendete seismische Eingabe die Erdbebengefährdung auf Bemessungsebene widerspiegelt, müssen Akzelerogramme (Aufzeichnungen von Bodenbewegungen) so skaliert oder ausgewählt werden, dass sie mit dem Bemessungsantwortspektrum übereinstimmen. Dieser Prozess stellt sicher, dass das zeitabhängige Tragverhalten mit der benutzerdefinierten Erdbebenanforderung in Einklang steht.

Fazit

Das Bemessungsantwortspektrum ist das Rückgrat der Erdbebeningenieurwesene und bietet einen standardisierten und vielseitigen Rahmen zur Analyse von Erdbebenwirkungen. Ihre Bedeutung geht über die analytische Komplexität hinaus und stellt sicher, dass jede Methode - ob einfach oder fortgeschritten - auf der kodifizierten Erdbebenanforderung basiert. Von der Ermittlung der Horizontalquerkräfte in den einfachsten statischen Methoden bis hin zur Skalierung von Akzelerogrammen in dynamischen Analysen stellt der DRS sicher, dass die Erdbebenbemessung sowohl zuverlässig als auch belastbar ist. Diese Universalität untermauert ihre Rolle als unverzichtbares Werkzeug für Ingenieure, die sich mit der Erdbebensicherung von Bauwerken befassen.


Autor

Frau Kirova ist bei Dlubal zuständig für die Erstellung von technischen Fachbeiträgen und unterstützt unsere Anwender im Kundensupport.

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