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19. Juni 2024

Das Knickei von Halstenbek: Wenn Ingenieure versagen

Die Geschichte einer innovativen Sporthalle begann in den 90er Jahren voller Erwartungen und endete noch während der Bauphase in einem wahren statischen Desaster. Statische Fehlberechnungen, mangelhafte Bauprüfung und das Unvermögen, zu den eigenen Fehlern zu stehen: Das Knick-Ei von Halstenbek kostete fast 10 Mio. € und wurde am Ende trotzdem ungenutzt abgerissen. Wie kam es dazu und was hätte anders laufen müssen? Lest rein!

Das Knickei: Ein Sportei für Halstenbek

In den 90er Jahren beschloss eine deutsche Kleinstadt, dass sie etwas ganz Besonderes bauen wollte. Eine neue Sporthalle sollte her, aber nicht eine gewöhnliche Dreifeldhalle, wie sie jede andere Stadt hat. Etwas Spektakuläres sollte es werden, ein Gebäude, das Schlagzeilen macht und in Erinnerung bleibt. Das hat das berühmte Knickei von Halstenbek zweifelsfrei geschafft, wenn auch nicht so wie gewollt. Aber dazu später mehr.

Die Halle mit einer Kuppel aus Glas und Stahl sollte größtenteils unterirdisch liegen. Nur die gläserne Stahlkuppel in Form eines liegenden Eis sollte von außen zu sehen sein. Ein wirklich interessantes Bauprojekt, gerade für eine Kleinstadt. Und trotzdem gehört das Halstenbeker Knick-Ei zu unserer Rubrik „Gescheiterte Bauprojekte“. Warum? Das erfahrt ihr gleich. Erst einmal tauchen wir ein in die Chroniken vom Knickei.

Das Knickei: Planung einer ganz besonderen Sporthalle

Beginnen wir mit unserer Baugeschichte direkt am Anfang. Im Jahr 1992 fiel die Entscheidung für eine neue Sporthalle auf dem ehemaligen Gelände einer Baumschule. Kosten sollte das Ganze etwa 5 Mio. Mark.

In einem städtebaulichen Ideenwettbewerb suchte die Stadtverwaltung kühne, mutige Architektenbüros, die sich dieser Aufgabe annehmen würden. Gewonnen hat diesen Wettbewerb eine selbsttragende Stahlkonstruktion, entworfen von André Poitiers und seinem Rellinger Architekturbüro Poitiers & Partner. Der Halstenbeker Ortskern sollte dadurch ein völlig neues Gesicht erhalten.

Ziel war demnach eine altbekannte Form, ein Ei, in futuristischem Design. Und um diesen Entwurf auch umsetzen zu können, wandte sich die Stadt hoffnungsvoll an ein renommiertes Stuttgarter Ingenieurbüro. Da konnte ja nichts mehr schiefgehen.

Zwar wurde von einer sehr grünen Partei eine konventionelle Sporthalle als Alternative vorgeschlagen, doch die Stadt blieb beim Sportei. Selbst wenn die Kosten, wie von der Partei befürchtet, um mehr als das Doppelte steigen sollten. Bereits 1994 war es dann so weit und der berühmte Bebauungsplan Nr. 51 wurde endgültig beschlossen. Es konnte also losgehen mit dem Knickei.

Baubeginn am Knickei: Ach du dickes, teures Ei

Die Skeptiker sollten Recht behalten und bereits 1995 stiegen mit dem Baubeginn für das Knickei die Baukosten auf 9,7 Mio. Mark. Doch damit nicht genug, denn auch die Architekten- und Ingenieurshonorare sowie diverse Einrichtungsgegenstände schlugen mit 2,6 Mio. Mark zu Buche, ein wirklich teures Knickei.

Die Stadt sah sich für das Knickei demnach vor Gesamtkosten von insgesamt 12,3 Mio. Mark. Doch selbst dabei blieb es nicht. Eine überarbeitete Kostenrechnung von 1996 ließ die Baukosten insgesamt auf ganze 15,6 Mio. Mark ansteigen: mehr als das Dreifache des ursprünglich geplanten Budgets für das Knickei.

Der erste Knick im Knick-Ei: Das trägt sich von selbst!

Die selbsttragende Stahlkuppel beim Knickei machte schon bald Probleme. So gravierende Probleme, dass sie die dem Knickei von Halstenbek seinen Namen gaben. Doch was genau ist ein Knickei? Dabei handelt es sich kurzgesagt um ein leicht beschädigtes Ei, beispielsweise mit einer kleinen Delle in der Schale.

Ein solches Knickei darf nicht in den normalen Verkauf gehen, sondern muss industriell weiterverarbeitet werden. Wie aber lässt sich hier eine Parallele zu einem Gebäude finden? Das klären wir jetzt.

Dieses war der erste Knick am Knickei…

Schon recht früh in der Bauphase gab es einige Probleme. In der kalten Nacht zum 05. Februar 1997 kam es dann zur ersten Baukatastrophe. Die Stahlnetzkuppel des halbfertigen Knickei-Neubaus stürzte teilweise ein. Aber was war passiert?

Am Abend zuvor waren die Gerüststreben für einen Teil der fertiggestellten Metallkuppel entfernt worden. Die Metallstreben der 45 t schweren Konstruktion durchschlugen beim Zusammenbruch die hölzerne Arbeitsbühne und verursachten am Knickei einen Schaden von mehreren Mio. Mark.

Zum Glück ist das Ganze nachts passiert, so ist keinem der 20 Arbeiter etwas zugestoßen. Als Grund für den Zusammenbruch der Knickei-Kuppel gab das Ingenieurbüro einen starken Sturm an, dem die Konstruktion nicht standgehalten habe.

Tatsächlich sagen die Daten des Wetterdienstes etwas anderes. In dieser Nacht wehte ein Wind mit Höchstwindgeschwindigkeiten der Stärke 8 Bft (19,6 m/s). Das ist gerade einmal ein stärkeres Lüftchen, weit weg von einem Sturm. Also war es doch ein statischer Fehler am Knickei?

Die Stadt beauftragte einen Gutachter, um sicherzugehen. Das Ergebnis seiner Untersuchung: Der Grund für den Zusammenbruch seien Wettereinflüsse und Montagefehler am Knickei gewesen, aber keine grundsätzlichen Fehler in der Statik. Nun gut, einem Experten musste die Stadt dann wohl vertrauen.

… doch der zweite folgt sogleich.

Also beschloss die Stadt, noch einmal etwas Geld in die Hand zu nehmen und das Hallendach wiederaufzubauen. Dabei stellte sich heraus, dass die tatsächlichen Spannungen im Stahlnetz nicht den theoretischen Berechnungen des Ingenieurbüros zum Knickei entsprachen. Dann konnte es schließlich auch kein Statikfehler sein!

Um sicherzugehen, dass die Spannungen am Knickei entsprechend ausgeglichen wurden, spannten die Arbeiter sieben Stahlseile über die gesamte Breite der Kuppel. Dadurch konnte die errechnete Belastbarkeit erreicht werden. War nun also alles gut und das Knickei von Halstenbek lebte glücklich bis an sein Ende? Tatsächlich kam dieses Ende schneller als geplant.

Schon wenige Monate später kam es zum erneuten Einsturz des selbsttragenden Kuppeldachs. Also war vielleicht doch die Statik schuld? Um das endgültig zu klären und die Nerven der Steuern zahlenden Einwohner der Stadt etwas zu schonen, beantragte die Gemeinde Halstenbek beim Landgericht Itzehoe die Einleitung eines Beweissicherungsverfahrens zur Ursachenklärung am Knickei. Es sollte also ein neues Gutachten her.

Statisches zum Knickei: Das zweite Gutachten

Die Ergebnisse des zweiten Gutachtens waren erschütternd. In der Tragwerksplanung gab es erhebliche Mängel. Zunächst: Ja, das Tragwerk vom Knickei ist eine wirklich anspruchsvolle Konstruktion. Dabei handelte es sich um ein in ein Stabnetz aufgelöstes Schalentragwerk.

Solche Konstruktionen sind äußerst empfindlich in Bezug auf Toleranzen und noch dazu ist die Montage eine Herausforderung. Eine Stahlbaufirma braucht dafür wirklich viel Erfahrung. Ein kleiner Fehler reicht schon aus, damit aus dem Sportei ein Knickei wird, wieder und wieder.

Ein Problem, wenn nicht sogar das Hauptproblem waren die Anschlüsse der Stäbe. Das Ingenieurbüro setzte diese in der statischen Berechnung wahrscheinlich als biegesteif an. In der Ausführung waren es allerdings lediglich semi-rigide Anschlüsse, also halbsteif. Sie schwangen unter Belastung eher ein wenig wie Seile.

Das führt bei einem so empfindlichen statischen System ganz schnell zu einem Stabilitätsproblem. Die Anschlüsse hätten in der Statik wohl als Federn berücksichtigt werden müssen. Aber diesen statischen Fehler sahen die Tragwerksplaner nicht ein.

Die Steifigkeit der Knoten in der Stahlnetzkonstruktion wurde eindeutig überschätzt und die Verbindungselemente zwischen den Stahlstreben der 950 Knotenpunkte konnten nicht einmal die berechnete Last von 100 kg/m² zuverlässig tragen.

Neben dieser völlig falsch berechneten Statik wurden außerdem alte Teile vom ersten Einsturz wieder eingebaut, ohne eingehend zu prüfen, ob sie möglicherweise schon beschädigt waren. Noch dazu kam es wohl zu unterschiedlichen Montagefehlern am Knickei.

Das Ende des Trauerspiels: Schuld am zweiten Zusammenbruch waren für die Statik zuständige Ingenieure, der zuständige Prüfingenieur und die Glasbaufirma. Doch wie ging es mit dem Knickei weiter? Erst einmal gar nicht.

Verdorbenes Knick-Ei: Schimmel in der Bauruine

Monatelang liefen Verhandlungen mit Rechtsanwälten der betroffenen Firmen, Versicherungen und den Rechtsvertretern der Gemeinde Halstenbek, um einen möglichen Schadensersatzanspruch zu prüfen.

Das Tragwerksplanungsbüro lehnte jegliche Mitfinanzierung eines zweiten Wiederaufbaus am Knickei ab und das Zivilverfahren für den Beginn der Schadensersatzklage kam ins Rollen – aber das konnte noch einige Zeit dauern.

Im Jahr 2000 wurden Pilzsporen auf dem Boden der Knickei-Sporthalle nachgewiesen. Was also tun? Solange gerichtlich nichts geklärt war und niemand wusste, wie mit dem Knickei weiter umgegangen werden sollte, musste die Ruine so gut es ging erhalten bleiben.

Damit der Schimmel sich nicht weiter ausbreitete, musste etwas getan werden. Maßnahmen zur Lüftung und Beheizung der Halle führten zu täglichen Unterhaltskosten von etwa 520 Mark.

Dritte Chance für das Knick-Ei?

Während die Knickei-Ruine vor sich hin schimmelte, gab es immer wieder Diskussionen um einen erneuten Wiederaufbau der Kuppel. Dieses Mal wollte die Stadt alles richtig machen. Es wurden neue Unternehmen mit Statik, Prüfstatik und der Montage am Knickei beauftragt.

Im Jahr 2001 fiel der Gemeindebeschluss zum Wiederaufbau, allerdings unter der Voraussetzung, dass konstruktive Verbesserungen im Dachskelett und eine stärkere Dachwölbung für mehr Stabilität sorgen würden. Und die Kosten für das neue Knickei? Die stiegen währenddessen munter weiter. Ein leerstehendes Gebäude wirtschaftlich zu halten, ist auf Dauer ein Kampf gegen Windmühlen.

Doch die Halstenbeker wollten diesem Knickei-Elend nicht weiter tatenlos zusehen. Sie sammelten ganze 2199 Unterschriften für die Durchführung eines Bürgerentscheids zur Zukunft des Knickeis. Lediglich 1300 wären dafür nötig gewesen. Die Kommunalaufsicht erklärte das Bürgerbegehren allerdings ohne triftigen Grund für unzulässig.

Zustand des Knickei-Projekts

Nun lag die Baustelle am Knickei bereits seit 39 Monaten brach. Nur die Schimmelpilze fühlten sich am Hallenboden besonders wohl, denn sie waren schon fast so groß wie Champignons. Aufräumarbeiten waren noch immer nicht durchgeführt worden. Es wurde still um das Knickei.

Die Gemeindevertretung verkündete auf einer Einwohnerversammlung, dass noch etwa 78 % der Bausubstanz ohne Schäden seien. Das Knickei wäre also noch 7,3 Mio. Mark wert.

Bürgerentscheid gegen das Knickei: Zweiter Versuch

Währenddessen ging die Klage für einen Bürgerentscheid auf die zweite Stufe, direkt vor das Verwaltungsgericht. 2002 entschied das Gericht zugunsten der Halstenbeker, die so lange mitansehen mussten, wie ihre Steuergelder weiter verschimmelten. Es sollte also eine Volksabstimmung zum Knickei geben.

War man also für oder gegen den Wiederaufbau und die Fertigstellung der schimmelnden Sporthalle? Am 22. Sept. 2002 stimmten von 10 675 Halstenbeker Wahlberechtigten 50,7 % für Wiederaufbau und Fertigstellung des Knickeis, 49,3 % dagegen.

Die Bürger hatten also entschieden: Das Knick-Ei soll leben! Und das nicht nur durch die sprießenden Schimmelsporen. Dem folgten weitere Fragen. Sollte das Dach weiter verstärkt werden? Sollte vielleicht doch lieber eine andere Konstruktion Verwendung finden? Nach der Kommunalwahl 2003 erfolgte dagegen die Entscheidung, das Knickei genau so wiederaufzubauen, wie es bereits zweimal eingestürzt war.

Neues Konzept, neues Glück?

Im November 2003 wurde das Konzept Knickei dennoch etwas überarbeitet. Man einigte sich auf eine leicht erhöhte Form und stabilere Stahlträger. Die Stadt begann mit einer Funktionalausschreibung für einen Generalunternehmer, so weit so gut.

Kurz darauf kam es allerdings zu einem Baustopp am Knickei und einer völligen Neuorientierung. Warum? Die geplanten Fertigstellungskosten lagen bei noch einmal 4,5 Mio. €. Die Stadt entschied sich um und veröffentlichte eine Ausschreibung für den Kostenrahmen von 2,5 Mio. € mit freigestellter Form des Dachs.

Doch der Wert der Knickei-Trümmer war längst gefallen. Das ganze Gebäude könnte zum symbolischen Preis von einem Euro an einen Investor verkauft werden. Wie sollte es also weitergehen?

Streit ums Knickei

Währenddessen startete ein erneutes Bürgerbegehren. Dieses Mal wurden sogar 2713 Unterschriften gesammelt, wodurch im November 2004 ein Bürgerbescheid von der Kommunalaufsicht für zulässig erklärt wurde.

Allerdings legte die Gemeinde Halstenbek gegen diese Zulässigkeitserklärung der Kommunalaufsicht Widerspruch ein. Dadurch wurde die Durchführung des Bürgerentscheids verhindert. Erst nach einer Unterlassungsklage vor dem Verwaltungsgericht zog die Gemeinde ihren Widerspruch zurück.

Im Jahr 2005 geschah etwas, das von Beginn an viele Probleme verhindert hätte. Alle Beteiligten setzten sich, unterstützt von einem Mediator, an einen Runden Tisch, um beim Knickei zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen.

Die Gespräche zogen sich über zwei Monate, doch es gab keine Einigung. Also mussten alle zurück vor die Gerichte. Was folgte, waren weitere Klagen, die sich über Monate hinweg gegenseitig an den Kopf geworfen wurden.

Knickei mit blendender Wirkung

Währenddessen sorgte das Knick-Ei für weitere Probleme. Aus der Physik ist uns bekannt, dass Glas Sonnenlicht reflektiert. Erst recht eine halbwegs intakte Glaskuppel mit tausenden unversehrten Scheiben.

Dadurch kam es bei einigen Nachbarhäusern zu lästigen Blendungen. Auf Beschwerden reagierte die Gemeinde erst nach einem Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Schleswig. In dessen Folge wurden die Scheiben im Herbst 2004 mit einer grauen matten Farbe besprüht. Problem gelöst? Nicht annähernd, denn schon im Sommer 2005 blätterte die Farbe am Knickei wieder ab.

Abriss vom Knickei: Ja, nein, vielleicht!

Etwa zur gleichen Zeit war es endlich so weit. Am 18. Juli 2005 fiel der endgültige Beschluss der Gemeindevertretung zum Abriss der Halle und zum Neubau einer konventionellen 3-Feld-Halle. Also war es das?

Tatsächlich nicht ganz. Denn bereits am 15. Aug. 2005 nutzte der Bürgermeister sein Veto-Recht und setzte die Entscheidung der Gemeindevertretung eigenhändig aus. Schon am 11. Dezember kam es zu einem erneuten Bürgerentscheid. Dieses Mal stimmten 71 % der Halstenbeker gegen einen Wiederaufbau des Knickeis. Dem konnte niemand mehr etwas entgegensetzen.

Mit dem 30. Januar 2006 fiel die endgültige Entscheidung für den Abriss und Neubau einer konventionellen Halle. Die Stadt suchte bereits nach einem Generalunternehmer für den Neubau und setzte den Abriss mit Kosten von 200.000 € in die Tat um. Am 20. März 2007 war der Knickei-Abriss vollendet und das Grundstück mit Kies aufgefüllt.

Nach dem Knick-Ei

Rechtlich ging es natürlich noch weiter. Am 17. April 2007 beschloss das Oberlandesgericht Schleswig die Zulässigkeit einer Schadensersatzklage gegen das Stuttgarter Ingenieursbüro. Der Vergleichsvorschlag sah vor, dass die Ingenieure 80 % des entstandenen Schadens am Knickei und die Verfahrenskosten tragen sollten.

Im September 2008 kam es zur endgültigen Einigung. Die Versicherung des Statikbüros zahlte einen Schadensersatz von 2,3 Mio. € an die Gemeinde. Wohl nicht mehr als ein Tropfen auf heißem Stein.

Von Dezember 2007 bis September 2008 wurde auf dem ehemaligen Knickei-Gelände eine konventionelle neun Meter hohe Sporthalle mit drei Feldern errichtet. Die Gesamtkosten des Fehlprojekts „Knick-Ei in Halstenbek“ beliefen sich auf 9,4 Mio. €. Ganze 7,1 Mio. € blieben nach Abzug des Schadensersatzes noch übrig – ein wirklich trauriges Ergebnis.

Was hätte man beim Knickei anders machen müssen?

Das wohl wichtigste Problem am Knickei war die ungenügende statische Berechnung. Eine korrekte Tragwerksplanung hätte nicht nur Materialien, sondern auch Zeit und damit Geld gespart. Statisch gesehen ist es unerlässlich für ein Ingenieurbüro, genügend Erfahrung mitzubringen, um ein solches Projekt umsetzen zu können. Das Knickei ist hierfür ein geradezu alarmierendes Beispiel.

Ein weiterer Punkt sind unabhängige Gutachten, und dabei besser eines mehr als eines zu wenig. Gerade beim Knickei, wo die Wetterlage am Einbruchstag nicht zur Behauptung des Gutachtens passte, wäre es notwendig gewesen, sich zumindest eine zweite Meinung zum (ersten) Gutachten einzuholen.

Ebenfalls wichtig ist es, in der Planung von Tragwerken alle Aspekte miteinzubeziehen. Dazu gehört auch eine mögliche Blendwirkung durch reflektierendes Sonnenlicht an Glasscheiben. Wie viel Kraft reflektiertes Sonnenlicht haben kann, wissen wir spätestens seit dem Autos schmelzenden Walkie Talkie in London.

Gerade bei großen Bauprojekten ist eine Zusammenarbeit der verschiedenen Beteiligten essenziell für einen erfolgreichen Bau. Dazu gehört nicht nur offene Kommunikation untereinander, sondern auch, eigene Fehler rechtzeitig einzugestehen, um (Folge-)Schäden gering zu halten: finanziell und materiell. Lange Gerichtsverhandlungen sind da denkbar kontraproduktiv, während in der Bauruine der Schimmel sprießt.

Natürlich sind die Möglichkeiten der Tragwerksplanung heute ganz andere als früher. Heute können Ingenieure ihre Projekte mit moderner Statiksoftware wie RSTAB und RFEM berechnen. Noch dazu kommen hilfreiche Tools zur Simulation von Umwelteinflüssen wie Schnee- und Windlasten. Das Dlubal Add-On Stahlanschlüsse wäre hier ganz klar von Vorteil gewesen. Solche umfangreichen Möglichkeiten gab es vor über 25 Jahren noch nicht.

Heutzutage sollten wir für den Bau unserer Gebäude alle Mittel nutzen, die uns zur Verfügung stehen – auch unseren gesunden Menschenverstand, damit Bauprojekte auch in Zukunft weiterhin wirtschaftlich und vor allem sicher umgesetzt werden können.


Autor

Frau Ruthe ist im Marketing als Copywriterin zuständig für die Erstellung kreativer Texte und packender Headlines.