Hier findet ihr die Podcastfolge mit dem vollständigen Interview:
#030 Der BIM Masterplan für 2022 feat. Bernd Schlenker
Bernd Schlenkers Laufbahn
Bernd Schlenker ist Unternehmer und gelernter Architekt. Nach dem Studium machte er sich mit der Mission selbstständig, anderen Architekten IT-Lösungen näherzubringen. Seit über 30 Jahren ist er nun in der IT-Branche tätig. Sein Weg führte ihn von der Beratung zum Verkauf und Vertrieb, während langsam mehr Lösungen dazukamen und sich das Ganze weiterentwickelte. Heute begleitet er viele Kunden zum Thema Digitalisierung im Bau. Er ist Gesellschafter und Mitglied der Geschäftsführung bei auxalia und in den Bereichen Marketing und business development tätig. Herr Schlenker hat auch Erfahrungen mit der BIM-Beratung, Schulung etc.
Das Produkt Revit von Autodesk war Herrn Schlenkers erster Berührungspunkt mit BIM. Anfangs ging es dabei hauptsächlich um das 3D-Modellieren, aber Themen wie das Erweitern von Daten etc. wurden langsam häufiger.
Architekten mussten zu Beginn auch von CAD überzeugt werden. Sie waren der Meinung, dass es nur etwas für Bauingenieure und der Kreativität hinderlich sei. Daher brachte Herr Schlenker immer erst das Thema CAD voran, ehe sie sich der eigentlichen Lösung widmen konnten. Bei BIM war es das gleiche: Erst nachdem sie darüber geredet hatten und die Vorteile deutlich waren, konnte man zur Lösung kommen.
Daniel ergänzt, dass der Schritt von gezeichneten 2D-Plänen zu CAD groß war, und der nächste Schritt zu BIM noch größer ist. Hier hat man nicht nur mit den 3D-Modellen zu tun, sondern sie werden auch noch mit allen Daten versehen.
Auch heute muss man häufig noch Überzeugungsarbeit leisten, obwohl BIM schon eher im Mainstream angekommen ist.
Wie könnte BIM die Baubranche verändern?
BIM stellt laut Herrn Schlenker schlichtweg eine Notwendigkeit dar. Der 3D-Plan, das Anreichern und Auswerten von Daten je nach Phase sind unumgänglich. Eins der Ziele ist es, redundante Daten zu vermeiden. Oft werden diese intern, im eigenen Büro oder Gewerk, immer wieder neu erzeugt, was durch BIM sicherlich zumindest reduziert werden kann.
Auch zur Zusammenarbeit braucht es die richtige Technologie und Methode. Dabei stellt BIM allerdings immer nur einen Teil der Digitalisierung dar. Es gibt viele andere relevante Aspekte, wie eine gute Kommunikation.
Was sind die Hürden bei der Implementierung von BIM?
Herr Schlenker nennt das Problem, dass häufig nur an den eigenen Arbeitsbereich gedacht wird. BIM bedeutet die Zusammenarbeit von planerischer und ausführender Seite, was für viele ungewohnt ist. Zugunsten des Projekts muss man Daten erzeugen, von denen man selbst keinen Nutzen hat. Dem wird oft mit Unverständnis begegnet. Laut Herrn Schlenker haben wir es verlernt, an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten. Jeder hat sein eigenes Gewerk und kümmert sich parallel um mehrere Projekte. Die Kleinteiligkeit der Branche ist ebenfalls ein wichtiges Thema: Es gibt viele einzelne Fachplaner und viele Ausführende, was die Koordination erschwert.
Warum kommt die Digitalisierung so langsam voran?
Die großen Generalplaner haben schon lange erkannt, dass es effektiver ist, sich von genau dieser Kleinteiligkeit wegzubewegen. Bei den kleineren hat jeder sein eigenes Thema, was es schwierig macht, dort heranzugehen. Viele neue Konzepte, z. B. aus Amerika, sind hier kaum umsetzbar, weil die Beteiligten ganz anders organisiert sind. In Amerika plant der Ausführende viel, bei uns sind Planung und Ausführung deutlicher getrennt. Vielleicht wird der Trend hierzulande auch in eine ähnliche Richtung gehen, aber die Größe allein ist nicht entscheidend.
Werden auch einfach Projekte wie Einfamilienhäuser mal in BIM geplant werden?
Aspekte wie Materialverbrauch und Ressourcen benötigen eine Informationsdichte, die heute noch nicht vorhanden ist, meint Herr Schlenker. Ihm zufolge ist BIM jedoch für Einfamilienhäuser ebenfalls sinnvoll, mit etwas vereinfachter Planungsmethode. Für Trends wie Smart Homes muss man auch dort die passenden Informationen bereitstellen.
Der BIM-Masterplan für Bundesbauten
Dieser Masterplan definiert die Vorgaben für die Einführung der BIM-Methode beim Bundesbau, erklärt Herr Schlenker. Gerade dort soll alles effizienter, termingerechter etc. werden. Beim Plan geht es um Ziele wie die effektive Kommunikation, fundierte Entscheidungsfindung, durchgängige Informationsverwaltung und mehr. Er konkretisiert den Handlungsbedarf. Dies soll mithilfe einer Umsetzungsstrategie bis Ende 2022 erreicht sein.
Damit die Richtung klar wird, ist ein BIM-Handbuch mit einer Vordefinition geplant. Diese Richtlinie soll sich zudem immer weiterentwickeln und mit neuen Ideen und Möglichkeiten ergänzt werden.
Herr Schlenker ist Mitglied im BIM-Cluster in Baden-Württemberg. Dort treffen BIM-Interessierte aufeinander, um von den Erfahrungen der anderen zu lernen. In der Eintrittsveranstaltung, die 8 Jahre zurücklag, war auch jemand von der Landesbauverwaltung anwesend. Größtenteils herrschte Begeisterung für BIM, diese Person meinte jedoch, dass es eher für größere Entwickler interessant sei und sie zudem nicht die Arbeitsweise vorschreiben, sondern nur das Ergebnis beschreiben könnten. Drei bis vier Jahre später stellten diejenigen, die damals eine solche reservierte Meinung vertraten, ihre ersten BIM-Projekte vor. Ein derartiger Wandel wird gebraucht, meint Herr Schlenker, damit auch in der obersten Ebene das klare Ziel besteht, diese neue Entwicklung einzusetzen.
In der internen Verwaltung gibt es hier allerdings noch viele Baustellen. Die Probleme beginnen schon bei der Datensicherheit, weil es z. B. durch Sicherheitsrichtlinien teilweise nicht möglich gemacht wird, dass alle Beteiligten Cloud-Zugänge benutzen. Diejenigen, die BIM wirklich umsetzen müssen, scheitern oft an fehlendem Wissen und Möglichkeiten. Laut Herrn Schlenker gibt es jedoch keinen anderen Weg. Trotz solcher Schwierigkeiten ist die Umsetzung nur eine Frage der Zeit. Die Verwaltung wird diese Zeit allerdings brauchen.
Bereits im CAD-Bereich werden teilweise die Vorgaben der Betriebsleitung oder entsprechenden Gremien aufgrund von mangelndem Wissen und Erfahrung unzureichend umgesetzt. Im BIM-Bereich ist dies sicher noch viel extremer. Auch die Genehmigungsverfahren müssen vorhanden sein. Regelwerke etc. stellen eine große Hilfe dar. Viele Themen sind noch zu klären, wie z. B. die Vergabethematik. Hier besteht das Problem, dass häufig geringere Kosten mehr im Fokus stehen als Kompetenz.
Wie sieht die Zukunft im Bauwesen aus?
Komplexe Gebäude wurden schon immer gebaut. Trotzdem müssen neue Wege gefunden werden, um integrale Prozesse und eine gute Zusammenarbeit zu erreichen, meint Herr Schlenker. Für Entscheidungen zugunsten der Nachhaltigkeit, die schnelle Umsetzung von Projekten etc. sind die richtigen Daten zur richtigen Zeit entscheidend. Dafür braucht es die entsprechende Technologie und Methode, aber auch das passende Mindset.
Bei Trends wie dem 3D-Druck oder der KI sind Möglichkeit und Technologie das eine, Prozesse und Herangehensweise jedoch das andere. Herr Schlenker findet die integrierte Projektabwicklung, IPA, ebenfalls sehr spannend. Dort finden sich mithilfe eines Mehrparteienvertrags alle Beteiligten im Vorfeld unter einem gemeinsamen Ziel zusammen und werden auch gemeinsam bezahlt. Das verhindert Streit und Unklarheiten, sorgt für mehr Effizienz und eine bessere Struktur.
Herr Schlenker nennt zudem das Lean Management: Dabei wird z. B. in der Planung genau geklärt und im Vorfeld definiert, welche Schritte man wann durchführt. Das Projekt wird ähnlich getaktet wie auf der Baustelle selbst. Es steht wochengenau fest, wann was verbaut wird und wie. Dadurch erreicht man eine integriertere Planung. Jeder Beteiligte weiß, an welcher Stelle er stehen soll und man kann schneller darauf einwirken. Auch hier gilt natürlich: Erst mit dem Zusammenspiel aller Faktoren wird diese Methode effektiv.
Herausforderungen und Schwierigkeiten in der Baubranche
Der Digitalisierungslevel in der Baubranche ist noch sehr gering. Dadurch bestehen aber auch viele Chancen. Es gibt neue Materialien, Technologien und Prozesse, sowie zahlreiche Möglichkeiten, besser zu planen, zu bauen und zu betreiben. Vielleicht müssen einige auch ihr Geschäftsmodell überdenken, mehr in die Beratung o. ä. gehen oder sich mit anderen zusammenschließen, meint Herr Schlenker.
- „Diese Möglichkeiten stehen, finde ich, ziemlich weit offen. Man muss sie nur nutzen.“ (Bernd Schlenker)
Einen Wunsch zur Verbesserung der Planungs- oder Baupraxis würde er für die größere Offenheit gegenüber neuen Ideen nutzen. Es sollte mehr ausprobiert werden, man sollte neugieriger sein und Dinge einfach mal machen.
Herr Schlenkers Lieblingsbauwerk
Sehr spannend findet Herr Schlenker zum Beispiel die Oper von Sydney. Jedes Bauwerk, das so bekannt ist, dass es fast jeder beschreiben oder skizzieren könnte, fasziniert ihn. Als weiteres Beispiel nennt er die Elbphilharmonie in Hamburg, wo auch auxalia seinen Hauptsitz hat. Das sind Bauwerke die sich wirklich einprägen.