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6. Februar 2023

Verantwortung auf hohem Level – Was macht eine Bauleiterin?

Ohne sie bricht vermutlich sogar auf kleinsten Baustellen irgendwann Chaos aus: Bauleiter tragen eine Menge Verantwortung. Welche Aufgaben kommen auf einen Bauleiter zu? Ist es als Frau schwieriger, in diesem Job zu bestehen? Unser heutiger Gast Laura Kreisel beantwortet unsere Fragen. Wir sind gespannt, was sie zu erzählen hat! Ihr auch? Dann lest direkt rein!

Bauen liegt in der Familie

Unser Gast Laura Kreisel ist in Thüringen aufgewachsen und lebt auch heute noch dort. Nach ihrem Abitur war sie sich nicht wirklich sicher, was sie tun sollte, also ging sie zunächst für ein Jahr nach Australien, um dort zu arbeiten. Erst dort fasste sie den Entschluss, Bauingenieurwesen zu studieren. Schließlich sind auch ihre Eltern fest im Bauwesen verankert. Die Balance aus Büroarbeit und Arbeit draußen auf der Baustelle, welche sie schon von ihrem Vater kannte, war genau das, was sie sich auch wünschte.

Nachdem sie jahrelang Bauleiterin war, arbeitet sie nun für die Stadt Jena als Projektleiterin. Besonders gefällt ihr daran, dass sie einem Projekt beim Wachsen zusehen kann. Auch die Vielfältigkeit der Menschen, mit denen sie zu tun hat, sorgt immer wieder für Abwechslung.

Aufgaben der Bauleitung

Wir wollen also wissen: Was genau macht eine Bauleitung eigentlich? Laura erklärt uns, dass ein Bauleiter nahezu während der gesamten Bauphase auf der Baustelle vor Ort ist. Je nach Größe des Projektes können auch mehrere Bauleiter im Team arbeiten. Sie nennt uns die drei großen Anker in der Bauleitung:

  • Termine
  • Kosten
  • Qualität

Diese drei Punkte werden von einem Bauleiter von Beginn bis Abschluss der Bauarbeiten durchgehend kontrolliert. Zunächst müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit das vom Bauherren festgesetzte Projektziel auch erreicht werden kann. Dazu gehören ein realistischer Terminplan, eine Zuordnung der Kosten auf die jeweiligen Gewerke und die Überprüfung der Qualität, welche von den Planern festgelegt wurde. Die Bauleitung sorgt dafür, dass diese Ankerpunkte während der Bauphase möglichst eingehalten oder, wenn nötig, angepasst werden.

Auch die Ausschreibung und Beauftragung von Nachunternehmern fällt in den Aufgabenbereich eines Bauleiters. Je nachdem, wie und wie groß das Unternehmen als Auftraggeber aufgestellt ist, kann es sein, dass eine Bauleitung für nahezu alles verantwortlich ist. Vom Bestellen der Materialien, der Koordination verschiedener Firmen vor Ort bis hin zur Vermeidung / Lösung von Konflikten ist alles dabei.

Als besondere Herausforderungen dieser Position beschreibt Laura vor allem die Individualität jedes Projekts. Schließlich ist jedes Bauvorhaben ein wenig anders und hat regionale Besonderheiten, was es auch so spannend macht. Außerdem ist es wichtig, konsequent das Auftragsziel vor Augen zu haben und darauf hinzuarbeiten. Ein Bauleiter muss kommunikativ sein und zuhören können, um seine Arbeit gut zu machen.

Was auch ein wichtiger Punkt ist, sind Freunde und Familie. Bauleiter sind oft und viel unterwegs, verbunden mit langen Arbeitszeiten. Je nachdem, ob das Unternehmen regional oder über Grenzen hinaus arbeitet, ist man entweder jeden Abend wieder zuhause oder nur am Wochenende. Hier kommt es darauf an, wie die Firma und auch man selbst sich organisiert.

Frauen in der Bauleitung

Wir haben in anderen Folgen bereits festgestellt, dass es relativ wenige Frauen im Bauingenieurwesen gibt. Hier hat Laura eine etwas andere Sichtweise. Bereits im Studium sind etwa 40 % der Studierenden im Bauwesen Frauen. Das hat sie selbst auch so erlebt. Viele Bauleiter, mit denen sie zu tun hatte, waren ebenfalls Frauen. Sie erwähnt aber auch, dass es sicher auf die jeweilige Firma ankommt.

Erst bei ihren Bewerbungsgesprächen wurde ihr bewusst gemacht, dass es im Bauwesen, gerade im Bereich Bauleitung, viele Vorurteile gegenüber dem weiblichen Geschlecht gibt.

  • Unter anderem deshalb habe ich mich für ein Unternehmen entschieden, für das so etwas gar kein Thema war.

Auf der Baustelle selbst war es für sie zunächst gar nicht wichtig, dass sie eine Frau ist, sondern eher ihr Status als Absolvent ohne großartige Praxiserfahrung. Da ging es ihr genau so wie ihren männlichen Kollegen.

Laura erzählt uns, dass es natürlich auch schon Situationen gegeben hatte, in denen ihr Geschlecht eine Rolle spielte: Sei es der chauvinistische Auftraggeber, der Frauen lieber zuhause sieht als auf der Baustelle, oder eine Freundschaftsanfrage von einem Nachunternehmer auf Facebook. Aber wirklich schlimme Erlebnisse, wie anzügliche Sprüche oder Diffamierungen, hatte sie nicht.

  • So etwas gab es bei uns nicht. Ansonsten hätte ich das natürlich angesprochen, auch mit den Chefs. Das hätten auch meine Kollegen gar nicht geduldet.

Laura erklärt, dass es wichtig ist, sich gar nicht bewusst zu machen, als Frau etwas Besonderes auf der Baustelle zu sein. Mit der inneren Einstellung, einfach einer von vielen zu sein, geht vieles leichter. Abgesehen davon scheinen gar keine wirklichen Vorurteile unter Bauleitern zu herrschen, was das Geschlecht angeht. Von ihren Kollegen hörte sie sogar, das Klima sei viel entspannter und angenehmer, wenn auch Frauen mit im Bauleiter-Team waren.

Auswirkungen der Digitalisierung auf Bauleiter

Gerade durch die Corona-Krise war es notwendig, so vieles wie möglich an Arbeitsprozessen zu digitalisieren. Gerade Home-Office war und ist auch noch immer ein großes Thema. Besprechungen mit anderen Firmen aus verschiedenen Gewerken fanden plötzlich online statt und – Es funktionierte.

  • Vorher war es unvorstellbar, dass man als Bauleiter im Home-Office arbeitet.

Laura merkt an, dass eine hundertprozentige Organisation und Koordination einer Baustelle trotzdem nicht ohne Präsenz eines Bauleiters vor Ort auskommt. Trotzdem sieht sie es als sehr positiv an, sollte sich die Tätigkeit einer Bauleitung dauerhaft mehr zum Home-Office hin öffnen.

Zukunft des Bauwesens

Gerade Tools zur technischen Unterstützung, beispielsweise BIM, werden künftig noch wichtiger sein und die Arbeit eines Bauleiters vereinfachen. Potenzial erkennt sie vor allem in neuen Materialien und Bauweisen, die in Zukunft sicher weiter ausprobiert werden. Dazu gehören z.B. Carbon-Beton, neue Holzbauweisen oder der Betondruck.

Was uns künftig noch stärker beeinflussen wird, ist der Personalmangel im Bereich Handwerk und Firmengründung. Es gibt immer weniger Handwerker und Nachunternehmer, die dann entsprechend stark ausgelastet sind. Damit werden wir zurechtkommen müssen.

Berufsanfängern möchte sie raten, offen und neugierig zu sein, auf andere zuzugehen. Gerade Frauen sollten an den Job herangehen, ohne im Hinterkopf zu haben, dass sie Frauen sind. Selbst, wenn man im Beruf Problemen begegnet, die erst einmal unlösbar scheinen, ergibt sich immer eine Lösung. An solchen Situationen wächst man am Ende weiter und lernt daraus.

Laura, was ist dein Lieblingsbauwerk?

Wie am Ende jeder Folge wollen wir auch diesmal wissen, was Lauras Lieblingsbauwerk ist. Sie muss nicht lange überlegen und entscheidet sich für das Bauwerk, welches sie schon im Studium sehr beeindruckt hat. Dabei handelt es sich um das Pantheon in Rom. Eine schöne Wahl!

  • Es war ein freier Tempel, der keiner speziellen Gottheit oder Religion gewidmet war, sondern alle empfangen hat. Das, fand ich, war immer ein schöner Gedanke.

Natürlich beeindruckt sie auch die gesamte Konstruktion, da schon damals eine Art Beton dafür genutzt wurde. Vor allem der Bau der Kuppel mit ihrer Öffnung ist für diese Zeit etwas ganz Besonderes. Da können wir nur zustimmen. Vielen Dank, dass du bei uns zu Gast warst!

Ihr möchtet euch die Folge selbst anhören? Hier findet ihr jede Folge von unserem Beginnen Sie mit dem Zuhören! !


Autor

Frau Ruthe ist im Marketing als Copywriterin zuständig für die Erstellung kreativer Texte und packender Headlines.



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