Von Raumfahrt, Maschinen und dem Schritt in die Selbständigkeit
Unser heutiger Gast Thomas Löbel ist heute in Braunschweig selbständig als Karriere-Coach, besonders für Ingenieure, unterwegs. Studiert hat er selbst Maschinenbau mit Spezialisierung auf Luft- und Raumfahrttechnik. In diesem Bereich hat er auch einige Jahre in der Forschung gearbeitet, bis er sich entschied, mehr in die Praxis zu gehen. Er stieg als Abteilungsleiter in eine Maschinenbau-Firma ein und arbeitete auch dort einige Jahre an internationalen Projekten.
Da er unbedingt selbständig sein wollte, ist er seiner Passion gefolgt und hat sich hauptberuflich selbständig gemacht. Nun unterstützt er hauptsächlich Ingenieure bei der Karriereplanung und Weiterentwicklung sowie bei beruflichen Problemlösungen und Selbstorganisation. Er setzt sich jeden Tag zum Ziel, anderen zu helfen.
Was ist Karriere-Coaching?
Beim Begriff Coaching denken viele sicher, es wäre eine Art Beratung. Tatsächlich, das erklärt Thomas uns, ist es eher eine Begleitung des Klienten. Schließlich kennt man sich selbst immer noch am besten und soll letztendlich zu eigenen Lösungen gelangen. Thomas bespricht mit seinen Kunden lediglich die Möglichkeiten und Ideen, Entscheidungen trifft jeder am Ende für sich selbst. Da viele allerdings genau diese Form von Beratung oder Ratschlägen wollen, bietet er beide Möglichkeiten an.
Die Bereiche, die er in seinen Coachings abdeckt, sind vielfältig. So wie es auch die Anliegen sind, mit denen Leute zu ihm kommen. Beispielsweise bietet er Beratungen zu Bewerbungsprozessen und professionelles Feedback an. Auch Coachings zum Führen von Mitarbeitern gehören dazu, genau wie allgemeine Kommunikation untereinander. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Karriereplanung beziehungsweise Umplanung.
Ablauf eines Coachings
Hauptsächlich sind es Einzel-Coachings, da viel Besprochenes doch sehr emotional und persönlich sein kann. Er bietet aber auch Gruppen-Sitzungen an, bei denen sich Klienten untereinander austauschen können.
Thomas begleitet seine Klienten in der Regel über Monate hinweg. Seminare oder Tages-Workshops, wie sie oft angeboten werden, sieht er als wenig zielführend an. Viel lieber arbeitet er individuell mit seinen Kunden, um auch wirklich zu nachhaltigen Ergebnissen zu kommen, die im Gedächtnis bleiben und im Alltag ausprobiert werden können. Gerade das Feedback, das sie wieder zurück in die nächste Sitzung tragen, ist sehr wertvoll für die weitere Arbeit.
Bei sehr gezielten Fragestellungen oder Anliegen reichen auch schon wenige Stunden aus. Beispielsweise, wenn ein Klient wissen möchte, was er in Bewerbungsgesprächen verbessern kann, da er nach diesem Schritt immer abgelehnt wird.
- „Das finde ich auch immer so frustrierend bei Bewerbungsgesprächen. Man wird abgelehnt und keiner sagt einem, warum. Woran hat es gelegen? Man will sich ja verbessern, aber dafür braucht man Feedback.“
In einem Coaching oder einer Beratung können solche Probleme besprochen und z.B. über ein Rollenspiel genauer erörtert werden. So etwas bringt einem an einer Hochschule niemand bei.
Damit keine übereilten Entscheidungen getroffen werden, macht Thomas auch Übungen mit seinen Kunden, beispielsweise zum Umgang mit Ängsten. Schließlich sollte gerade Karriereplanung nicht von Ängsten geleitet werden, sondern dazu führen, dass man auch nach Jahren noch mit seinem Job zufrieden ist.
Typisches Anliegen für ein Coaching
Thomas erklärt uns, dass ein Coaching natürlich nicht für jeden unbedingt notwendig ist. Es kommt dabei vor allem auf die jeweilige Situation an.
- „Es gibt spezielle Situationen, in denen es sinnvoll ist. Man hat ein Problem mit einem Kollegen, man möchte vorankommen, sich verändern oder anders organisieren. Das sind typische Themen.“
Um eine bessere Vorstellung von Gründen zu bekommen, wieso Menschen solch ein Coaching buchen, fragen wir ihn nach einem typischen Beispiel. Er berichtet uns, dass viele Klienten zu ihm kommen und eigentlich eine grundlegende Orientierung suchen.
Gerade mit der Masterarbeit im Ingenieurbau spezialisiert man sich für einen Fachbereich. Man bekommt eher zufällig einen Masterarbeitsplatz bei einer Firma und wird oft danach in diesem Bereich übernommen. Zunächst ist alles gut, aber nach ein paar Jahren bemerkt man: Hier wollte ich doch eigentlich nicht hin. Dieser Job erfüllt mich nicht und gleichzeitig spüre ich, dass ich noch viel Energie oder Potenzial habe, was ich hier überhaupt nicht einsetzen kann.
Was also tun? Hier setzt das Karriere-Coaching an. Es gilt, herauszufinden, was diesen Klienten interessiert, wo seine Stärken liegen und wie, beziehungsweise vor allem wo, er sie am besten einsetzen könnte. Gemeinsam werden u.a. diese Punkte erarbeitet.
- „Das geht zusammen viel einfacher als allein im eigenen Saft.“
Letztendlich soll der Klient für sich selbst erkennen, was aus seiner Sicht am meisten Sinn macht: Muss sich etwas verändern? Reichen Anpassungen aus oder muss ein neuer Karrierepfad her?
Ingenieurshelden-Formel
Wir wissen, dass Thomas‘ Plattform „Ingenieurshelden“ eine spezielle Formel hat. Natürlich fragen wir ihn danach. Er erklärt uns, dass sein Konzept auf vier Säulen aufbaut. Dabei handelt es sich um die vier Schwerpunkte, die er im Coaching begleitet – die MAKE-Formel:
- Mutige Karriereplanung: Was kann ich, wer bin ich und wo will ich hin?
- Ausgezeichnete Selbstorganisation: Wie kann ich mein Ziel verfolgen?
- Konstruktive Kommunikation: Wie kommen Informationen auch wie gewollt beim anderen an?
- Effektiv führen: Wie funktioniert ein moderner Führungsstil?
Mit seiner Arbeit versucht Thomas, die Lücke in der akademischen Ausbildung zu schließen. Fachlich werden Ingenieure kompetent ausgebildet, aber alles, was über fachliche Kompetenz hinausgeht, findet keinen Platz in der Studienordnung. Wie führe ich richtig? Wie kommuniziere ich mit Teammitgliedern? Wie organisiere ich mich und wie erreiche ich, was ich mir vornehme? All diese Fragen bespricht er mit seinen Klienten beim Coaching.
Ratschläge an Berufsanfänger
Was er gerade jungen Absolventen raten würde? Sie sollten neugierig sein und auch den Mut haben, Fehler zu machen. Gerade zu Anfang wirkt das Arbeitsumfeld vermutlich noch etwas einschüchternd. Fragen zu stellen und verschiedene Sachen auszuprobieren sind die besten Mittel, um sich weiterzuentwickeln.
Auch Totschlagargumente wie „Das haben wir schon immer so gemacht“ rät er, kritisch zu hinterfragen. Bewährtes sollte ruhig infrage gestellt werden. Wenn man am Ende zum Schluss kommt, dass es so wie immer am besten ist, hat man es zumindest bestätigt. Gibt es aber Verbesserungspotenzial, sollte man das natürlich immer nutzen.
Zukunft im Bauwesen
Wenn er einen Wunsch frei hätte, würde er dem Faktor Mensch im Ingenieurwesen wieder mehr Raum geben. Die Arbeitsgeschwindigkeit soll immer mehr anziehen, wodurch das Stresslevel größer wird. Hier sieht er es als notwendig, sich wieder mehr auf den Menschen und seine Bedürfnisse konzentrieren.
Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung sowie Vernetzung werden künftig im Bauwesen dominieren – Davon geht Thomas aus. Wir schließen uns dem absolut an. Er sieht gerade innovative Lösungen als absolut notwendig an, damit wir dem Klimawandel gemeinsam entgegenwirken können.
Thomas, was ist dein Lieblingsbauwerk?
Auch Thomas fragen wir zum Anschluss nach seinem Lieblingsbauwerk. Er erzählt uns von einem liebevoll erhaltenen Fachwerk-Viertel (Magniviertel) in Braunschweig. Ihn fasziniert jedes Mal, wenn er an einem der Häuser vorbeigeht, wie es über die Zeit gearbeitet hat. Die Balken sind krumm und schief, die Räume im Inneren auch: Aber es hält noch immer.
Wir wissen solche alten Gebäude ebenfalls zu schätzen. Dass bereits vor hunderten Jahren ohne wirkliche Kenntnisse zur Statik Häuser gebaut wurden, die heute noch stehen, ist beeindruckend.
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